Durch Spaniens Wilden Norden
Für einige Fachübungsleiter verschiedener DAV Sektionen ging es im September in eine ihnen noch unbekannte Region im Norden Spaniens: nach Asturien
Urlaub in Spanien, woran denkt man? An Costa Brava, Costa del Sol, Teneriffa, Mallorca, Ballermann, überfüllte Strände, Kampf um Liegen am Hotelpool? Pauschalreisen und aktuell vielleicht an die Thomas Cook Pleite?
Oder an Asturien? Wo liegt das? Auch in Spanien? Dort Urlaub machen, warum? ?
Diesen Fragen widmete sich die Erkundungstour für Fachübungsleiter des DAV nach Asturien, das auch “Spaniens wilder Norden“ heißt. Das Gebiet zwischen der Nordküste Spaniens am Atlantik , auch “grüne Küste“ genannt und dem Gebirgszug “Cordillera Cantabrica“ gelegen, ist politisch eine autonome Gemeinschaft, das “Principado (Fürstentum) de Asturias“. Sein Fürst, traditionell der spanische Kronprinz, hat aber keine besondere verfassungsrechtliche Stellung. Historisch gilt Asturien als Ausgangspunkt der “Reconquista“ , des Kampfes zur Wiedereroberung Spaniens gegen die Herrschaft der Muslime.
Heute ist die Region eine von Bergen und Meer geprägte, großartige und kontrastreiche Landschaft, deren üppige Vegetation zu Wanderungen, Bergtouren und Strandurlaub sowie Aktivitäten wie z.B. Kanufahren und Klettern einlädt.
Den 6 Teilnehmern (die einzige Teilnehmerin erreichte wegen einer Zugverspätung den Abflug in Frankfurt nicht) wurde eine hervorragend organisierte Rundreise geboten, die es vermochte, in nur 5 Tagen vielfältige und beeindruckende Erfahrungen zu sammeln, um den Fachübungsleitern Anreiz und Kenntnisse für künftige Touren mit ihren Sektionsmitgliedern zu vermitteln.
Dass der erste Tag lang sein würde, war schon klar, denn um 6:30 startete unser Flug in Frankfurt, was eine Abfahrt aus Mannheim/Weinheim zu nachtschlafender Zeit erforderte.
Beim Zwischenstop in Madrid trafen wir die übrigen Teilnehmer und Sarah Meiländer vom DAV Summit Club. Um 12:50 landeten wir im Flughafen Asturias, rund 45 km von Oviedo entfernt und wurden herzlich empfangen von Juan und Angel, die uns die nächsten Tage führen sollten und uns in gutem Deutsch umfassend informierten und Fragen beantworteten.
Nach kurzer Fahrt mit Jeep und Minibus zu einem Restaurant genossen wir ein Mittagessen mit regionaltypischen Speisen, an dem auch Delfina teilnahm. Sie hatte für die regionale Tourismusbehörde unsere Quartiere organisiert. Die 4 Kilometer lange Wanderung an den Stränden von Playón und Los Quebrantos tat uns richtig gut nach dem langen Sitzen im Flugzeug und Bus. So ließ sich auch die 75 km Busfahrt in die Bergregion des Naturparks Somiedo aushalten, wo wir im Dorf Valle del Lago in “Cabanas de Teitos“ übernachteten, Steinhütten, die mit Zweigen von Besenginster gedeckt sind, ähnlich strohgedeckten Häusern hierzulande. Bei einem leckeren Viergänge Abendessen und gutem Vino tinto ging der Tag zu Ende und wir ins Bett.
Am zweiten Tag führte uns durch Weideland in ständigem Auf und Ab eine ca. 6-stündige Wanderung vom Dorf zum ersten Bergsee und schließlich nach Querung einer Hochebene bis zum Pass “Alto de Ferrapona“ auf 1707m, wo unser Bus schon wartete. Verhungert waren wir Dank eines opulenten Picknicks natürlich nicht. Die anschließende Fahrt über drei Stunden zur Atlantikküste eröffnete viele Panoramen dieser grandiosen Landschaft, Heimat zahlreicher Wildtiere, unter anderem Bären. Im Fischerdorf Llastres nächtigten wir im “Palacio de Vallados“, einem Hotel, das seinem Namen “Palast“ alle Ehre machte und genossen den Blick hinunter über den kleinen Hafen aufs Meer. Auch hier, im Restaurant “Casa Eutimio“ rundete ein Abendessen mit regionalen Spezialitäten den Tag ab.
Der dritte Tag begann mit dem Frühstück um 8:00 und nach einer halbstündigen Fahrt kamen wir an in Ribadasella, wo, wie der Name sagt, der Fluss “Sella“ ins Meer mündet.
Dort begann die ca. fünfstündige Wanderung entlang der Küste vorbei an beeindruckenden Felsformationen wo die Meeresbrandung riesige Gichtfontänen emporschlug und schließlich erreichten wir die “Bufones“ auf Deutsch “Possenreißer“. So nennt man aus tiefen Löchern im Boden nahe der Steilküste schießende hohe Meerwasserfontänen. Die Brandung drückt das Meerwasser mit hohem Druck durch unterirdische, enge Kanalröhren, so kann es unter lautem Lärm und Fontänen von über 20m Höhe erzeugen. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Kein Naturschauspiel, aber nicht weniger faszinierend war der Besuch einer “Cidreria“ , vor allem wegen der traditionellen Art des Einschenkens. Aus der mit gestrecktem Arm über dem Kopf gehaltenen Flasche wird die Cidra in ein Glas gegossen, welches am anderen, nach unten gestreckten Arm gehalten wird. Wenn ungeübte Männer später auf der Strasse schief angeschaut werden, liegt es wohl an dem feuchten Fleck in der Nähe des Hosenladens. “Cidra“ ist übrigens die spanische Bezeichnung für Apfelwein bzw. -sekt und „Cidreria“ bezeichnet seine Produktionsstätte. Hierzulande würde man wohl “Apfelweingut“ sagen. Cidra ist ein typisches Produkt der Regionen der spanischen Nordküste vom Baskenland im Osten bis Galizien im Westen und vergleichbar mit dem französischen “Cidre“.
Die Weiterfahrt brachte uns schließlich nach Avin, wo wir in der “Casa de la Montana“ für die nächsten zwei Nächte untergebracht waren. Dieses übersetzt “Haus der Berge“ ist eine unseren Alpenvereinshütten ähnliche Unterkunft. Ja, jetzt waren wir im Herzen des Nationalparks “Picos de Europa“ angekommen, in den “Gipfeln Europas“.
So nämlich nannten die spanischen Seefahrer und Entdecker Amerikas die Berggipfel, die sie aufgrund der Erdrundung als erstes vom europäischen Kontinent sahen, wenn sie zurück nach Spanien segelten.
Fernando Ruiz, der Hüttenwirt , pflegt übrigens gute Kontakte nach Nepal, wo er und seine Freunde eine Schule fördern, die “Ratna School“ in Kathmandu.
Der vierte Tag bescherte uns die längste Bergtour. Nach kurzer Anfahrt zum Lago Enol besichtigten wir die stillgelegte Eisenerzmine „Buferrera“ und wanderten weiter durch Landschaften, die an das Steinerne Meer im Berchtesgadner Land erinnerten, mit Blicken auf die Zweitausender der Picos de Europa nach Südosten , bis wir im Refugio “Marques de Villaviciosa“ bei Vega de Ario eintrafen, wo wir ein leckeres Mittagessen auf uns wartete. Ziemlich müde kehrten wir gegen 18:00 zurück in unsere “Casa de la Montana“ .
Am fünften und ( leider !! ) letzten Tag stand unsre Abreise an nach Gijón, einem wirtschaftlichen Zentrum Asturiens, einer Hafenstadt, die geprägt ist von einer berühmten Universität, historischen Denkmälern und Gebäuden sowie Industrieanlagen. Hier flanierten wir auf den Strandpromenaden, besuchten den Bauernmarkt und ließen unseren Aufenthalt ausklingen in einem typischen Restaurant bei asturischen Spezialitäten, gutem Rotwein und natürlich Cidra.
Diese Gelegenheit, Abschied zu nehmen, nutzten wir, um unseren Organisatorinnen Delfina und Sarah und unsren Guides Juan und Angel von Herzen für ihre tolle Arbeit zu danken.
Muchas gracias!!